Angefangen hat das ganze schon in Tylers Kindheit, denn schon als kleines Kind hat Tyler sich mein Handy geschnappt und zusammen mit seinen Kuscheltieren Videos aufgenommen.
Dieses Interesse wurde in den folgenden Jahren zu einem festen Hobby.
Als Tyler auf die weiterführende Schule gekommen ist, äußerte er zum ersten Mal den Wunsch von einem eigenen Account. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Berührungspunkte mit Social-Media und Plattformen wie TikTok.
Somit stand für mich fest, dass ein eigener Account zu diesem Zeitpunkt keine Option ist. Da Tyler gerade erst in die 5. Klasse gewechselt ist, beschlossen wir, dass er erst einmal richtig an der neuen Schule ankommen muss und wir das Halbjahreszeugnis abwarten, bevor wir etwas überstürzen. In dieser Zeit erlaubte ich Tyler sich ein wenig auf meinem TikTok Account auszuprobieren. Die ersten Zeugnisse an der neuen Schule standen vor der Tür und allen Erwartungen entgegen hatte Tyler nicht nur ein gutes, sondern sogar ein sehr gutes Zeugnis. Somit hatte ich ein Problem. Ich sollte mein Versprechen halten, jedoch war ich ganz und gar nicht überzeugt davon.
An diesem Punkt bekam Tyler jedoch große Unterstützung von meiner besten Freundin. Michelle ist seit mehr als 13 Jahren meine beste Freundin und die Patentante meines zweiten Sohnes Connor. Somit ist sie ein fester Bestandteil unserer Familie und begleitet jedes unserer Kinder schon seit der Schwangerschaft. Sowohl Tyler, als auch ich waren in unseren Meinungen sehr festgefahren. Jedoch brauchten wir dringend eine Lösung. An diesem Punkt war Michelle nicht nur eine Ansprechpartnerin für mich, weil sie meine Ängste und Zweifel verstand, sondern auch für Tyler, da sie auch seine Interessen und Reife wahrnahm. Michelle versuchte zu vermitteln und hat uns gegenseitig die Sicht des anderen aufgezeigt. Sie legte mir ans Herz, es zu versuchen, ihn dabei zu begleiten und zu unterstützen, bevor er es in zwei Jahren offiziell allein tun könnte. Spätestens dann würde Tyler völlig verloren und unkontrolliert in den Weiten des Internets unterwegs sein können. Ihr Rat an Tyler war meinen Account zu nutzen, da er dort nicht nur seine Videos hochladen könne, sondern auch meine Unterstützung habe. Bis hierhin ist Tyler zwar leistungsmäßig in der Schule völlig angekommen, hat als Person aber keinen richtigen Anschluss in der Schule gefunden. Tyler fiel aufgrund seiner offenen, empathischen und unterhaltsamen Art relativ schnell dem Mobbing zum Opfer.
In dieser Zeit musste Tyler nicht nur körperliche und psychische Gewalt von Mitschülern erleben, sondern auch auf schmerzvolle Art und Weise erfahren, wie schlecht der Mensch sein kann und, dass manche Menschen sich ändern, um anderen zu gefallen. Für Tyler stand sehr schnell fest, dass er genau so, wie er ist gut ist und, dass die Probleme seiner Mitschüler, die ihn betreffen ihren Ursprung nicht bei ihm haben. Weswegen ich mich letztendlich trotz meiner Bedenken von Michelle umstimmen lies und Tyler die Möglichkeit gab sich auf meinem TikTok Account auszuprobieren.
In seinen TikTok Videos blühte er regelrecht auf, denn dort konnte er sein, wie er nun mal ist.
Der Account, auf dem Tyler seine Videos veröffentlicht gab ihm in dieser Zeit sehr viel Halt und Kraft.
Tyler kreierte auf diesem Account eine Welt, in der jeder sein darf, wie er ist und genau dafür gemocht wird.
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